Beschlussentwurf:
1.
Aufgrund
des dargelegten Sachverhalts wird ein gemeinsamer Feuerwehrstützpunkt der
Feuerwehren aus der Kernstadt und Ockstadt nicht weiter verfolgt.
2.
Für
die Kernstadtwehr wird auf dem derzeitigen Gelände eine Erweiterung auch
weiterhin favorisiert.
3.
Für
die Wehr im Stadtteil Ockstadt wird weiterhin ein Neubau -am Standort
Ockstadt- geplant.
Sach- und Rechtslage:
Der Antrag aus
der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses vom 27. und 28.11.2013 wurde
eingehend vom Amt für öffentliche Sicherheit und Ordnung, den betroffenen
Wehren aus Ockstadt und der Kernstadt unter Einbeziehung des
Stadtbrandinspektors und unter Beteiligung des Stadtbauamtes unabhängig
voneinander geprüft.
Bei den
Standortplanungen wurden seitens der Verwaltung ein Grundstück (nicht im Besitz
der Stadt) im Stadtteil Ockstadt, Ortsausgang Richtung Friedberg und ein
Grundstück der Stadt Friedberg am Elvis Presley-Kreisel
berücksichtigt.
Das Amt für
öffentliche Sicherheit und Ordnung sowie die Feuerwehren aus Ockstadt und der
Kernstadt kommen unabhängig voneinander zu folgendem
Ergebnis (Ergebnisse sind zusammengefasst):
Vorteile für eine
Zusammenlegung sind:
- Ein
moderner und zeitgemäßer Feuerwehrstützpunkt nach den Vorgaben der
Anforderungen an Feuerwehrhäuser und der Unfallverhütungsvorschriften.
- Beim
Fuhrpark die Einsparung eines Löschgruppenfahrzeugs (Ersparnis 350.000,00
€)
- Die
Einsparung von Ausrüstungsgegenständen.
Nachteile
- Einbruch der Einsatzstärke tagsüber. Seitens der Verwaltung wurden für
beide Standorte verschiedene Berechnungen angestellt bzw. auch simuliert
um die Zeit (von Wohnung und Arbeitsplatz) bis zum Eintreffen am
Stützpunkt zu ermitteln. Hierbei wurden folgende Faktoren mit
berücksichtigt:
v Alarmierung,
v Weg zum Fahrzeug,
v Verkehrsdichte/Verkehrsampeln,
v 30 km-Zonen mit der Regelung rechts vor links,
v Umkleiden im Feuerwehrhaus.
- Es wurde festgestellt, dass für große Bereiche der Kernstadt, für
Fauerbach sowie für die Stadtteile Bauernheim, Bruchenbrücken, Dorheim und
Ossenheim die gesetzlich vorgegebene 10-minütige Hilfsfrist nicht mehr
eingehalten werden kann. Nach § 3 Abs. 2 des Hessischen Gesetzes über den
Brandschutz, die Allgemeine Hilfe und den Katastrophenschutz (HBKG) ist
die Gemeindefeuerwehr so aufzustellen, dass sie in der Regel zu jeder Zeit
und an jedem Ort ihres Zuständigkeitsbereichs innerhalb von 10 Minuten
nach der Alarmierung wirksame Hilfe einleiten kann.
·
Als Konsequenz hieraus wäre dann die Gründung einer
neuen Feuerwehr im Bereich Fauerbach erforderlich. Gerade in Bauernheim, Ossenheim und Bruchenbrücken
ist tagsüber der Brandschutz nur eingeschränkt sichergestellt, da hier
innerhalb der 10-minütigen Hilfsfrist keine vollständige Löschstaffel zur
Verfügung steht und dementsprechend die Kernstadtwehr unterstützend tätig wird.
Investitionen in der Größenordnung 750.000,00 € bis 1.000.000,00 € (nur
geschätzte Kosten) stünden an. Für Einsatzfahrzeuge kommen weitere 400.000,00 €
hinzu. Kosten für Planung und Bauplatz sind hierbei nicht eingerechnet.
- Feuerwehrhäuser
sind bei Schadenslagen für die Bevölkerung erste Anlaufstation. Die
fußläufige Erreichbarkeit ist unzureichend
- Fehlende Identifikation: Es ist davon auszugehen, dass sich
viele Angehörige nicht mit einer so großen Feuerwehr identifizieren
können.
Bereits 1983 wurden die Feuerwehren
Kernstadt und Fauerbach durch den Neubau des Feuerwehrhauses Am Dachspfad
zusammengelegt. Die Feuerwehr hatte für 90 Einsatzkräfte ein neues
Feuerwehrhaus erhalten. Die Ausbildung erfolgte in 3 Zügen. Binnen 3 Jahre ging
die Mitgliederzahl in der Einsatzabteilung um 1/3 zurück. Fast alle
Einsatzkräfte aus Fauerbach sind im Laufe dieser 3 Jahre ausgetreten. Es ist zu
befürchten, dass sich auch jetzt bei einem gemeinsamen Feuerwehrhaus mindestens
ein Drittel der Mitglieder verabschieden. Eine weitere wichtige
Betrachtungsweise ist die Tatsache, dass zwei große Jugendabteilungen
zusammengelegt würden, was wiederum eine enorme Belastung für
Jugendfeuerwehrwarte und Betreuer bedeutet. Auf Dauer wäre auch hier mit einem
starken Verlust an jugendlichem Nachwuchs zu rechnen.
Dies ist allgemein bei
Zusammenlegungen von Feuerwehren zu beobachten. Hierzu gibt es ganz aktuell ein
Schreiben des Präsidenten des hessischen Landesfeuerwehrverbandes an den Hessischen
Städtetag, das diese Auffassung bestätigt.
Ein Hauptgrund wird sein, dass viele
Einsatzkräfte, gerade aus der Kernstadt nicht mehr kommen werden, weil die
Anfahrt zum Feuerwehrhaus zu weit ist.
Diese
Argumentation wird ebenfalls für die Angehörigen der Jugendfeuerwehren gelten.
Es
ist als sicher anzusehen, dass ein Großteil der Feuerwehr im Stadtteil Ockstadt
nicht mehr zur Verfügung steht, wenn ein Stützpunkt am Elvis Presley-Kreisel
aufgesucht werden muss. Ebenfalls ist es als sicher anzusehen, dass viele
Einsatzkräfte aus der Kernstadt aufgrund der deutlich längeren Fahrstrecke
nicht nach Ockstadt kommen.
Gerade
in der Kernstadt haben sich viele Einsatzkräfte in den letzten 30 Jahren so
angesiedelt,
dass der durchschnittliche Weg zum Feuerwehrhaus ca. 2,0 km nicht übersteigt.
- Die gemeinsame Ausbildung von über 100 Einsatzkräften ist nicht
möglich. Die Ausbildung müsste auf mehrere Züge verteilt werden.
- Die
Ausbildung der Jugendfeuerwehren mit fast 50 Jugendlichen ist nicht
gemeinsam möglich. Die Jugendarbeit müsste ebenfalls aufgeteilt werden.
- Ein
solcher neuer Stützpunkt wird > 5.000.000 € Baukosten (nur geschätzte
Kosten -Grundstückserwerb nicht eingerechnet) verursachen.
Zum Vergleich. Die
Erweiterung des Feuerwehrhauses in der Kernstadt als funktionale und den
heutigen Anforderungen entsprechende Lösung wird mit ca. 2.000.000,00 € beziffert
(nur geschätzte Kosten).
Ein
Feuerwehrhaus für Ockstadt kostet ca. 1.500.000 €.
- Bedingt durch die derzeit
unterschiedliche Aufgabenverteilung und Ausrüstung der Stadtteilfeuerwehren ist der
Ausbildungstand sehr inhomogen. Die Einsatzkräfte würden Jahre benötigen
um einen einheitlichen Ausbildungsstand an der speziellen Ausrüstung zu
erlangen. Dies führt auch zu einer Mehrbelastung des Einzelnen durch
Ausbildung und Einsatz.
Damit ergeben sich folgende (geschätzte)
Kostengegenüberstellungen:
Lösung 1 Neubau
Feuerwehrhaus Ockstadt 1.500.000,00
€
Erweiterung
Feuerwehrhaus Kernstadt 2.000.000,00
€
Gesamtvolumen ca. 3.500.000,00
€
Lösung 2 Bau
eines gemeinsamen Feuerwehrhauses > 5.000.000,00 €
Gründung
einer Feuerwehr in Fauerbach und
Neubau
eines Feuerwehrhauses in Fauerbach 750.000,00 €
Löschgruppenfahrzeug
+ MTF 400.000,00 €
Gesamtvolumen ca. >
6.150.000,00 €
Herr Kreisbrandinspektor Hartmann wurde
ebenfalls um Stellungnahme gebeten (Anmerkungen des
Amtes sind kursiv geschrieben und in Klammern gesetzt) und sieht folgende
a) Vorteile:
- Synergieeffekte im Bereich Ausstattung,
Ausbildung und Ausrüstung der Einsatzabteilungen (Dieser Punkt wurde bei der Betrachtung
durch Verwaltung und Feuerwehr ebenfalls berücksichtigt. In der
Betrachtung kann ein Löschfahrzeug eingespart werden)
- Reduzierung der Führungskräfte durch
Straffung der Organisation (Diesem Argument
muss teilweise widersprochen werden. Es ist zwar richtig, dass ein
Wehrführer und ein stellvertretender Wehrführer einspart wird, aber durch
die –theoretische- Größe der Wehr mit dann künftig 115 Einsatzkräften
müssen mehrere Züge aufgestellt werden. Jeder Zug hat dann jeweils 1
Zugführer, einen stellv. Zugführer und mindestens 2 Gruppenführer.
Führungspersonal wird somit nicht eingespart)
- Synchronisierung der Ausbildungs- und
der Jugendarbeit (Die Ausbildung in
den Feuerwehren und auch insbesondere in der Jugendarbeit wird schon seit
vielen Jahren synchronisiert.
b) Nachteile
- Standortbezogene Nachteile in Bezug auf
Eingreifzeiten nach Alarmierung (ergibt sich
ebenfalls durch unsere Prüfung).
- Hohe
Abwanderung von Einsatzkräften (ergibt sich ebenfalls durch unsere Prüfung).
- Schwierige Integration der beiden
Einsatzabteilungen (dieser Einschätzung schließen wir uns
an).
- Wir-Gefühl geht verloren (dieser Einschätzung schließen wir uns
an).
- Wenig Solidarität mit der Geographie (dieser Einschätzung schließen wir uns
an).
- Fördervereine verlieren den Bezug (dieser Einschätzung schließen wir uns
an).
Herr
Kreisbrandinspektor Hartmann schreibt ebenfalls, dass die Zusammenlegung immer
dann gelungen ist, wenn das gemeinsame Haus auf der Gemarkungsgrenze steht (hier muss ebenfalls widersprochen werden, da durch die geographische
Lage die 10-minütige Hilfsfrist z.T. nicht eingehalten werden kann).
Herr Hartmann
führt ferner aus, dass die genaue Standortausleuchtung in Bezug auf die
Entfernung zu den Wohnorten der Einsatzkräfte und den Gefahrenschwerpunkten im Stadtgebiet
im Hinblick auf die knappen Zeitvorgaben im HBKG wichtig ist (dieser Punkt wurde von der Feuerwehr und der Verwaltung eingehend
geprüft).
Zur Förderung
durch das HMDIS teilt Herr Hartmann mit, dass der Fördersatz je nach
Leistungsfähigkeit der Kommune zw. 25% und 40% liegt. Eine zusätzliche
finanzielle Förderung sei möglich aus dem IKZ Fond des Landes, wenn alle
Führungskräfte der entsprechenden Einsatzabteilungen zustimmen (hier gelten festgelegte Obergrenzen des Landes. Tatsächlich wird die
Förderung ca. 20 % der Baukosten betragen. Die zusätzliche Förderung aus dem
IKZ Fonds wird nicht zum tragen kommen, da beide Feuerwehren einer gemeinsamen
Lösung aus den vielen vorgenannten Gründen nicht zustimmen können).
Abschließende Betrachtung:
Auch wenn die
Vorstellung eines gemeinsamen und modernen Feuerwehrhauses -zwischen Ockstadt
und der Kernstadt-, positiv erscheint und in einigen Punkten auch Vorteile
bringen würde, überwiegen die Nachteile deutlich. Die Feuerwehr Friedberg würde
durch die längeren Anfahrtszeiten, den starken Verlust an Einsatzkräften und
auch den zu erwartenden Verlust in der Jugendfeuerwehr sehr stark geschwächt.
Von daher ist eine Erweiterung des Feuerwehrhauses für die Kernstadtwehr auf
dem derzeitigen Gelände „Am Dachspfad“ zu favorisieren. Ein Ankauf des
benachbarten Gewerbegeländes (derzeitige Nutzung durch Firma Usic) ist dabei in
die Überlegung mit einzubeziehen.
Für die Feuerwehr
Ockstadt ist ein eigenes Feuerwehrhaus im Ortsgebiet Ockstadt zu planen.
Die Feuerwehr
Friedberg ist unterteilt in 6 Einsatzabteilungen und stellt mit über 200
Einsatzkräften eine der am besten aufgestellten Feuerwehren im Wetteraukreis.
Dies ist nicht zuletzt einer hervorragenden Arbeit in den einzelnen
Einsatzabteilungen, d.h. am jeweiligen Standort, zu verdanken.
Dies beginnt
bereits mit der für die Nachwuchsgewinnung wichtigen Arbeit in den Kinder- und
Jugendfeuerwehren. Die Identifikation vor Ort ist hierbei von besonderer
Bedeutung.