Betreff
Fällung von 25 Robinien und Nachpflanzung von 31 Bäumen in der Ludwigstraße
hier: Vorschlag Baumartenwahl und weitere Vorgehensweise
Vorlage
11-16/1053-1
Aktenzeichen
60/4-Le
Art
Beschlussvorlage
Referenzvorlage

Beschlussentwurf:

 

  1. Für die Ersatzpflanzung in der Ludwigstraße sollen unter besonderer Berücksichtigung des laufenden Klimawandels Feld-Ahornbäume (Acer campestre) der Sorte „Huibers Elegant“ gepflanzt werden. Alternativ werden die folgenden Baumarten vorgeschlagen:

·         Säulen-Fächerblattbaum; Ginkgo biloba „Fastifgiata Blagon“

·         Blumenesche; Fraxinus ornus „Louisa Lady“

·         Säulenulme; Ulmus „Columella“.

 

Die letztendliche Entscheidung trifft die Stadtverordnetenversammlung auf Vorschlag des Ausschusses für Bauwesen, Planung, Umwelt und Konversion nach Vorstellung der vier Baumarten und gemeinsamer Diskussion mit dem Sachverständigenbüro Zorn.

 


Sach- und Rechtslage:

 

Der Magistrat wurde in seiner Sitzung am 17. 11. 2014 ausführlich über den schlechten Zustand des Baumbestandes in der Ludwigstraße unterrichtet und fasste folgenden Beschluss:

 

  1. In der Ludwigstraße werden zwischen Hanauer Straße und Bismarckstraße die vorhandenen 25 Robinien gefällt. Als Ersatz werden 31 Zierkirschen der Sorte „Rancho“ gepflanzt.
  2. Unter der Kostenstelle 6.580000, Sachkonto 6161000 werden im Haushaltsplan 2015 62.000 € für die Pflanzarbeiten bereitgestellt. Gleichzeitig wird eine Einnahmehaushaltsstelle mit einem symbolischen Betrag von 1 € gebildet, da die Verhandlungen mit der OVAG als Zuschussgeber noch laufen.
  3. Die Maßnahme wird erst begonnen, wenn feststeht, ob und in welcher Höhe die OVAG sich an den Kosten beteiligt.

 

In der Sitzung des Ausschusses für Bauwesen, Planung, Umwelt und Konversion am 29. 1. 2015 informierte Vorsitzender Contag über die Anregung des Ortsbeirates Kernstadt, wonach die von Stadtverordnetenvorsteher Hollender vorgetragene Liste „Stadtbäume der Zukunft“ hinsichtlich ihrer Eignung bezüglich des Klimawandels in die Entscheidung mit einfließen soll ( Die Liste „Stadtbäume der Zukunft“ liegt der Vorlage als Anlage bei. Alternativ werden vorgeschlagen: Schneefelsenbirne – Amelanchier arborea; Blumenesche - Fraxinus ornus; Blasenbaum – Koelreuteria paniculata; Eisenholzbaum – Parrotia persica).

Auf Vorschlag von Bürgermeister Keller wurde der Beschluss wie folgt geändert:

 

  1. In der Ludwigstraße werden zwischen Hanauer Straße und Bismarckstraße die vorhandenen 25 Robinien gefällt. Als Ersatz werden 31 Zierkirschen der Sorte „Rancho“ gepflanzt.

Die Ersatzpflanzung wird zurückgestellt und soll vor der Fällung nochmals im Ausschuss für Bauwesen, Planung, Umwelt und Konversion behandelt werden.

  1. Unter der Kostenstelle 6.580000, Sachkonto 6161000 werden im Haushaltsplan 2015 62.000 € für die Pflanzarbeiten bereitgestellt. Gleichzeitig wird eine Einnahmehaushaltsstelle mit einem symbolischen Betrag von 1 € gebildet, da die Verhandlungen mit der OVAG als Zuschussgeber noch laufen.
  2. Die Maßnahme wird erst begonnen, wenn feststeht, ob und in welcher Höhe die OVAG sich an den Kosten beteiligt.

 

Der Haupt- und Finanzausschuss schloss sich am 4. 2. 2015 ebenso wie die Stadtverordneten-versammlung am 19. 2. 2015 dem Beschluss an.

 

Daraufhin meldete das Amt für Stadtentwicklung für den Haushalt 2015 die Summe von 62.000 € für die Maßnahme an. Der Haushalt 2015 trat im Oktober 2015 in Kraft. Erst mit Inkrafttreten des Haushaltsplanes durften Aufträge an externe Berater vergeben werden.

Im Laufe des Jahres 2015 nahm daher das Amt für Stadtentwicklung Kontakt mit verschiedenen Baumschulen auf und diskutierte die Vorschlagsliste „Zukunftsbäume“. Die Baumschulen kamen dann mit eigenen Vorschlägen  stadtklimaresistenter, kleinkroniger Baumarten. Im November 2015 beauftragte die Abteilung Grünplanung das Sachverständigenbüro Zorn, die Auswahlliste zu bewerten und eine oder mehrere Baumarten vorzuschlagen. Neben dem Gesichtspunkt des Klimawandels müssen hier die besonderen Standortfaktoren in der Ludwigstraße berücksichtigt werden; wie die kleinen Baumscheiben, der geringe Abstand zu den Wohngebäuden von nur 5 m, die zahlreichen Versorgungsleitungen im Bürgersteig und die Herstellung des Lichtraumprofils für LKW.

Eine Bewertungsmatrix liegt der Vorlage als Anlage bei. Insgesamt wurden 11 kleinkronige Baumarten beurteilt.

Neben einer aufwendigen Literaturrecherche ( u.a. Straßenbaumliste der Gartenamtsleiterkonferenz (GALK), KlimaArtenMatrix nach Roloff) wurde Herr Körber, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim, in die Beratungen einbezogen. Herr Körber ist Mitinitiator des Forschungsprojektes „Stadtgrün 2021“ welches sich mit der Auswahl von zukunftsträchtigen stadtklimaresistenten Baumarten befasst. Seine Erkenntnisse beruhen auf durchgeführten Bepflanzungen in verschiedenen bayerischen Städten und am Standort Veitshöchheim.

 

 

 

 

 

 

 

Das Büro Zorn schlägt, nach Rücksprache mit Hr. Körber, folgende vier Baumarten vor. Die Reihenfolge entspricht der fachlichen Bewertung. In der Anlage sind „Steckbriefe“ mit Bildern beigefügt, welche die markanten Eigenschaften beschreiben; daher wird hier im Text auf weitere Ausführungen verzichtet.

 

  1. Feldahorn „Huibers Elegant”; Acer campestre „Huibers Elegant“

 

  1. Säulenfächerblattbaum; Ginkgo biloba “Fastigiata Blagon“

 

  1. Blumenesche „Louisa Lady“; Fraxinus ornus „Louisa Lady“

( diese Baumart ist auch in der Liste von Hr. Stadtverordnetenvorsteher Hollender enthalten.

 

  1. Säulenulme; Ulmus “Columella”

 

 

Exkurs: Stellungnahme zur Liste „Stadtbäume der Zukunft“:

 

Der Ausschuss für Bauwesen hatte die Verwaltung beauftragt, die Liste „Stadtbäume der Zukunft“ (Autor: Stadtverordnetenvorsteher Herr Hollender) hinsichtlich ihrer Eignung bezüglich des Klimawandels in die Entscheidungsfindung mit einfließen zu lassen. In die engere Auswahl wurde die Blumen-Esche, Fraxinus ornus „Louisa Lady“ übernommen. Im Folgenden wird die fachliche Stellungnahme des Büros Zorn zu den vier vorgeschlagen Arten zitiert:

 

„a.) Fraxinus ornus befindet sich auf der Liste der ersten vier Bäume. Als problematisch sehen wir aktuell die Erziehung zum Straßenbaum. Hierzu sind Erziehungs- und Aufbauschnitte notwendig. Der Bedarf solcher Schnitte ist hier höher als beim Feldahorn oder dem Ginkgo. 

b.) Parrotia persica hat beim Baumpojekt 2021 im Sommer 2015 die ersten Blattnekrosen gezeigt (Salzschaden), während zum Beispiel benachbarte Liquidambar keine Symptome zeigten. Der Baum ist in der Jugend frostempfindlich. 

c.) Amelanchier arborea `Robin Hill` zeigt beim Baumprojekt 2021 das kleine und dünne Äste abbrechen, wenn die Vögel sich darauf setzen. Der Leittrieb muss gut gestäbt werden. In der GALK Liste gilt der Baum als ein geeigneter Straßenbaum. Es handelt sich um einen sehr kleinen Baum.   

d.) Koelreuteria paniculata hat ein Verticiliumpilz-Problem. Die Kronenentwicklung ist für diesen Standort sehr ungeeignet und die Krone ist windbruchgefährdet. Der Baum ist in der Jugend frostempfindlich und empfindlich gegen Bodenverdichtungen. Diese Eigenschaften machen den Baum für die Ludwigstraße ungeeignet.“

 

 

Weitere Vorgehensweise:

Mit sämtlichen Versorgungsträgern (OVAG, Stadtwerke, Telekom, Unitymedia, Tiefbauabteilung) muss über den erforderlichen Leitungsschutz verhandelt werden. Die Leitungen liegen zum Teil nur 50 cm vom Stamm entfernt. Das kann in Teilbereichen zu Forderungen nach Verzicht auf die Pflanzung oder zu aufwendigen Schutzmaßnahmen führen. Dies wiederum könnte den gegebenen Kostenrahmen sprengen.

Erst dann kann eine denkmalschutzrechtliche und eine naturschutzrechtliche Genehmigung eingeholt werden.

Liegt diese vor, ist abschließend mit der OVAG über einen Zuschuss zur Baumaßnahme zu verhandeln.

 

Zwischenzeitlich hat das Büro Zorn vertiefende Untersuchungen an drei Robinien (Nr. 40, 45 und 52) durchgeführt. Die drei Bäume weisen starke Kernfäule auf. Die Restwandstärke ist nicht mehr ausreichend. Mit Hinweis auf die Verkehrssicherungspflicht müssen die Bäume vor dem 29. Februar 2016 gefällt werden.