Betreff
Straßennamen im Neubaugebiet„Am Steinern Kreuz“, Gemarkung Friedberg, Flur 36, Bebauungsplan Nr. 81, hier: Vorschlag, eine Straße nach Heinrich Buxbaum zu benennen
Vorlage
11-16/0725
Art
Beschlussvorlage

Beschlussentwurf:

 

Eine Straße im Neubaugebiet „Am Steinern Kreuz“, Gemarkung Friedberg, Flur 36, Bebauungsplan Nr. 81, wird nach Heinrich Buxbaum benannt.


Sach- und Rechtslage:

 

Heinrich (Henry) Buxbaum (geb. 7.2. 1900 in Assenheim, gest. 1979 in Canandaigua (USA)) zog mit seiner Familie 1908 von Assenheim nach Friedberg in die Kleine Klostergasse Nr. 14. 1918 legte er sein Abitur auf der Augustinerschule ab, wurde Soldat, kam aber nicht mehr an die Front. Von 1919 bis 1925 studierte er Medizin in Frankfurt und praktizierte von 1930 bis 1938 als niedergelassener Arzt in Griesheim. 1933 wurde ihm die kassenärztliche Zulassung und 1938 seine Bestallung als Arzt entzogen. Der seit 1930 mit Hermine Thomé verheiratete Buxbaum emigrierte im Frühjahr 1938 mit seinen beiden Söhnen Manfred (Richard), Klaus und der Tochter Ruth in die USA. Der Grabstein seiner 1936 in Friedberg verstorbenen Mutter Auguste hat sich auf dem 1934 angelegten jüdischen Friedhof auf der Ober-Wollstädter Höhe erhalten. Die Familien seines Bruders Max und die der Schwestern Frieda und Martha fallen dem Holocaust zum Opfer und werden in den Konzentrationslagern ermordet.

Von 1944 bis zu seinem Tod im Jahr 1979 arbeitete Henry Buxbaum als praktischer Arzt in Canandaigua im US-Bundesstaat New York. Buxbaum nahm sofort nach dem Krieg wieder Kontakt mit befreundeten deutschen Familien auf und schickte Care-Pakete. Noch 1950 ist er aber voller Hass und Bitterkeit, wie selbst schreibt, und hatte das Schreckliche, das ihm und seiner Familie angetan worden war, noch nicht überwunden. Im Frühjahr 1952 besucht er zum ersten Mal wieder die alte Heimat: Für Tage in Friedberg und in Bad Nauheim wusste ich nicht, wie ich das überleben sollte. Ich war in Friedberg und ging in Friedberg spazieren. Aber was ich sah, saht ihr nicht. Ich sah überall nur Gräber, ein großer, einziger Friedhof. Ich suchte, suchte verzweifelt, überall nach Überlebenden aus dieser alten, großen Gemeinde, und fand nicht einen. Es folgten aber weitere und regelmäßige Besuche und auch wenn die Trauer blieb konnte er schreiben: Ich fühle mich in Deutschland immer noch am meisten daheim. Was Heinrich Buxbaum aber für die Geschichte Friedbergs und der Wetterau in Selbstzeugnissen so bedeutend macht ist seine Autobiografie. Erstmals 1988/89 in der Zeitschrift Archiv für Hessische Geschichte und Altertumskunde veröffentlicht wurde sie der breiten Öffentlichkeit in Friedberg und der Wetterau erst bekannt durch die von Hans-Helmut Hoos bearbeitete Fassung in Band 43/I (1994) der von Michael Keller herausgegebenen Wetterauer Geschichtsblätter. Sie gibt tiefe und oft einzigartige Einblicke in das Verhältnis zwischen Juden und Nichtjuden und in die Friedberger städtischen Milieus, mit denen Buxbaum in Berührung kam. Sein Sohn Richard Buxbaum, inzwischen erimitierter Professor für Rechtswissenschaft an der University of California in Berkely, ist seiner Geburtsstadt und der Heimatstadt seines Vaters bis heute ebenfalls eng verbunden. Anlässlich der Gedenkfeier zum 50. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges hielt er im Plenarsaal des Kreishauses als Hauptredner einen vielbeachteten Vortrag über die Nachkriegsgeschichte Deutschlands.

 

Das Amt für soziale und kulturelle Dienste und Einrichtungen, vertreten durch das Stadtarchiv, schlägt vor, eine Straße im Neubaugebiet „Am Steinern Kreuz“, Gemarkung Friedberg, Flur 36, Bebauungsplan Nr. 81, nach Heinrich Buxbaum zu benennen.