Bürgermeister Antkowiak begrüßt die anwesenden Gremienmitglieder und Gäste und freut sich über das große Interesse sowie die Vorstellung durch das sachkundige Fachpersonal.

 

Anschließend weist Bürgermeister Antkowiak in diesem Zusammenhang auf die öffentliche Präsentation der Wettbewerbsergebnisse hin, die am Dienstag den 17.10.2023 ab 19.15 Uhr in den Räumlichkeiten des Kaiser-Forums (ehem. Kaufhaus Joh) auf der Kaiserstraße stattfinden wird. Hierzu lädt er herzlich ein.

 

Sodann fasst Bürgermeister Antkowiak die Ziele und Aufgabenstellung des Wettbewerbs zur Umgestaltung der Kaiserstraße für die Anwesenden zusammen und berichtet von der Preisgerichtssitzung am 22. September bei der das 17-köpfige Preisgericht zwei der fünf eingereichten Entwürfe ausgezeichnet hat. Die Verfasser des erstplatzierten Wettbewerbsbeitrags wurden zur heutigen Sitzung eingeladen. Bürgermeister Antkowiak begrüßt Prof. Burkhard Wegener von club L 94 Landschaftsarchitekten und Ralf Düspohl vom Röver Ingenieurbüro GmbH.

 

1.     Vorstellung der Preisträgerbüros (club L 94 Landschaftsarchitekten und Röver Ingenieurbüro GmbH) und des Siegerentwurfes

 

Herr Prof. Burkard Wegener bedankt sich für die Einladung und stellt das Landschaftsarchitekturbüro club L 94 Landschaftsarchitekten vor. Das Büro ist auf die Gestaltung öffentlicher Räume spezialisiert und nimmt jährlich an 50-70 Wettbewerben teil.

 

Er teilt mit, dass es sich bei dem ausgezeichneten Entwurf um ein Gestaltungskonzept handelt, das nicht mit der in der Folge zu erstellenden Ausführungsplanung zu verwechseln ist. Das bedeutet, dass das, was ausgezeichnet wurde, nicht exakt dem entspricht, was nachher realisiert wird. Herr Wegener freut sich auf den weiteren Prozess.

 

Herr Ralf Düspohl von Röver Ingenieurbüro GmbH stellt ebenfalls das Büro, sein Team und die Referenzen vor. Röver Ingenieurbüro GmbH sind auf Verkehrsplanung spezialisiert. Die Kooperation zwischen beiden Büros besteht seit vielen Jahren.

 

 

 

Herr Prof. Burkard Wegener stellt den Siegerentwurf zur Umgestaltung der Kaiserstraße vor.

 

2.     Rückfragen

 

Im Anschluss an die Vorstellung des Entwurfes werden Rückfragen zugelassen und darüber hinaus auf die öffentliche Veranstaltung am 17.10. hingewiesen.

 

 

Frage (Bürger): Die Entwürfe sehen eine deutliche Reduktion der Stellplätze vor. Ist das verbleibende Stellplatzangebot ausreichend?

 

Antwort: Frau Ann Kathrin Magic antwortet mit Verweis auf die Wettbewerbsvorgabe maximal 60% der Stellplätze zu reduzieren. Außerdem wurden im Vorfeld durch die Verwaltung umfassende Untersuchungen vorgenommen, die zeigen, dass das Parkdeck aufgrund seiner geringen Auslastung bis zu 100% der aktuellen Stellplätze der Kaiserstraße kompensieren könnte.

Herr Prof. Wegener verweist auf weitere Parkplätze in Fußläufiger Nähe zur Kaiserstraße und hebt hervor, dass Kurzzeitparken auch weiterhin gewährleistet sein wird.

 

 

Frage (Bürger): Es wurden viele Beete und Blumen gezeigt, wie aber verhält es sich mit der Funktionsfähigkeit der Infrastruktur?

 

Antwort (Herr Prof. Wegener): Die Straße wird weiterhin voll funktional als Straße für motorisierten Individualverkehr, für Busse, Taxi, Rad- und Fußgängerverkehr bestehen. Es wird sich lediglich der Schwerpunkt von der autogerechten in Richtung einer fußgängerfreundlichen Gestaltung verschieben.

 

 

Herr Weiberg weist darauf hin, dass die Infrastruktur der Kaiserstraße aktuell nicht funktional ist, besonders für den Radverkehr.

 

Frage (Bürger): Was wird zukünftig mit dem Durchgangsverkehr geschehen? und (Weiberg): Gibt es Erfahrungswerte mit verkehrsberuhigten Geschäftsbereichen (15-20 km/h) in Punkto Verkehrssicherheit?

 

Antwort (Herr Prof. Wegener): Der verkehrsberuhigte Geschäftsbereich ist dafür vorgesehen, durch Geschwindigkeitsreduktion und im Mischverkehr sowohl Funktionalität als auch Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten. Die Fahrbahn wird bewusst schmaler gestaltet, um den Verkehr zu verlangsamen. Hinzu können weitere bauliche und gestalterische Maßnahmen, wie das Anbringen von Schildern, die Platzierung von Stadtmobiliar oder Kunstobjekte eingesetzt werden. Um das Einhalten von Regelungen zu gewährleisten kann darüber hinaus der verstärkte Einsatz von Verkehrsüberwachung und Ordnungsamt sinnvoll sein.

 

 

Frage(Bürger): Wie wird die Sichtbarkeit der historischen Fassaden sichergestellt?

 

Antwort (Herr Prof Wegener): Die Fassaden können durch den Einsatz von verschiedenen Beleuchtungselementen gut in Szene gesetzt werden. In der weiteren Ausarbeitung wird dafür die Erstellung eines gesamten Lichtkonzeptes vorgeschlagen.

 

 

Frage (Herr Saltzwedel): Inwiefern fand im Entwurfsprozess eine Auseinandersetzung mit dem Untergrund der Kaiserstraße statt?

 

Antwort (Frau Magic): Die Keller, Leitungen und der Kanal waren nicht Teil der Aufgabenstellung.

 

 

Frage (Bürger): In Friedberg gibt es nur wenige Nord-Süd Verbindungen. Bleibt das Straßennetz trotz Verkehrsreduktion auf der Kaiserstraße auskömmlich?

 

Antwort (Herr Bürgermeister Antkowiak): Die Kaiserstraße soll für den überörtlichen Durchgangsverkehr unattraktiv gemacht werden. Der Innerstädtische Verkehr wird weiter fließen können. Es ist keine Öffnung des Steinernen Kreuzes für Durchgangsverkehr geplant.

 

Kommentar (Herr Bansemer): Es gibt einen Konsens seitens der Stadtverordnetenversammlung, dass zukünftig ein intelligentes Stellplatzsystem vorgehalten werden soll.

 

 

Frage (Frau Friedrich): In Friedberg gibt es eine Schule für Blinde und Sehbehinderte. Inwiefern wird das in der Planung beachtet?

 

Antwort (Herr Prof. Wegener): Barrierefreiheit ist ein sehr wichtiges Thema, das spezifisch entsprechend der lokalen Gegebenheiten und Bedarfe in der Planung berücksichtigt wird. Dazu werden beispielweise Hauptbewegungsachsen erhoben und entsprechend mit Querungsstellen gestaltet.

 

 

Nachfrage zur Verkehrsverlagerung (Herr Best): Bleibt die Funktionalität des Verkehrsnetzes bei Verlagerungseffekten durch die Umgestaltung der Kaiserstraße gewährleistet? Wie kann verhindert werden, dass andere Straßen überlastet werden.

 

Antwort (Herr Brandt): Mit der Maßnahme der Umgestaltung soll überörtlicher Durchgangsverkehr vergrämt und auf umliegende Straßen außerhalb des Stadtgebiets verlagert werden. Bis zum Baubeginn wird allerdings noch einige Zeit verstreichen. Darüber hinaus ist anzumerken, dass es bei Umsetzung der Maßnahmen zwar anfänglich zu erhöhten Stausituationen kommen kann. Mittelfristig, und das zeigt auch aktuell eine bundesweite Studie, wird voraussichtlich kein Verkehrskollaps, sondern der gewünschte Verlagerungseffekt eintreten.

 

 

Frage (Bürgerin): Durch welche Maßnahmen kann sichergestellt werden, dass die Kaiserstraße insbesondere nachts nicht mehr als Rennstrecke genutzt wird?

 

Antwort (Wegener): Der Verkehr wird sich alleine dadurch verlangsamen, dass sich in Zukunft mehr Menschen im Straßenraum aufhalten werden. Ergänzend kann das Einhalten der Geschwindigkeitsbegrenzung durch Ordnungsmaßnahmen wie Geschwindigkeitskontrollen gefördert werden.

 

 

Frage (Bürgerin): Mit welchem Zeithorizont kann man in hinsichtlich der Umsetzung der Baumaßnahmen rechnen? Gibt es da Erfahrungswerte?

 

Antwort (Wegener): Aktuell kann keine seriöse Aussage zum Zeithorizont getroffen werden, da der weitere Verlauf in der Vorbereitung von politischen und verwaltungstechnischen Prozessen sowie dem erfolgreichen Einwerben von Fördermitteln abhängig ist. Eine verlässlichere Einschätzung zum Zeithorizont kann etwa ab Leistungsphase 3, der Entwurfsplanung, gegeben werden.

 

 

Frage (Bürger): Könnte man auf der Kaiserstraße bezüglich der Problematik der Raser nicht mit dem Einsatz von Schwellen arbeiten, wie sie bereits am Friedhof genutzt werden?

 

Antwort (Herr Bürgermeister Antkowiak): Die Installation von Bodenschwellen ist grundsätzlich zulässig, jedoch ergeben sich häufig Folgeprobleme. Im Falle der Kaiserstraße ist außerdem die Lage des Bürgerhospitals einzubeziehen. Einrichtungen zur Geschwindigkeitsbegrenzung sollten nicht Rettungsdienste und die Krankentransporte beeinträchtigen.

 

 

Frage (Bürger): Wie wird der Attraktivität und Bedeutung der historischen Fassaden im Entwurf Rechnung getragen? Stehen die großzügige Pflanzung von Straßenbäumen und die Sichtbarkeit der Fassaden nicht in Konflikt?

 

Antwort (Herr Prof. Wegener): Diesbezüglich liegt tatsächlich ein gewisser Zielkonflikt vor. Allerdings setzt der Gestaltungsansatz des Entwurfes gerade deshalb auf ein hohes Maß an Flexibilität, sodass in der weiteren Überarbeitung eine Vermittlung zwischen dem Ziel der Begrünung des Straßenraumes und der Freistellung besonderer Fassaden hergestellt werden kann.

 

 

Frage: (Bürgerin): Ist die Einrichtung einer Tempo-20-Zone auf der Kaiserstraße rechtlich möglich? Und wie soll die Verkehrssicherheit für Schülerinnen und Schüler, die auf dem Weg zum Bus die Straße queren, gewährleistet werden?

 

Antwort (Herr Prof. Wegener): An Stelle der Einrichtung von Parkbuchten stellt die verkehrsplanerische Entscheidung, Busse auf der Fahrbahn halten zu lassen, ein gängiges Mittel zur Verkehrsberuhigung dar, das häufig in innerstädtischen Bereichen eingesetzt wird.

 

Antwort (Frau Götz): Weshalb es vor einigen Jahren nicht möglich war, auf der Kaiserstraße eine Tempo 30-Zone zu realisieren, lag nicht an der grundsätzlichen Unzulässigkeit eines solchen Vorhabens, sondern daran, dass auf Grund damals laufender Förderungen die Umsetzung einer Geschwindigkeitsreduktion nicht möglich war.

 

 

Frage (Bürger): Weshalb ist in dem Entwurf kein Radweg vorgesehen? Entsteht dadurch ein Sicherheitsrisiko für Radfahrerinnen und Radfahrer?

 

Antwort (Herr Prof. Wegener): Bereits seit einigen Jahren setzt man in der Stadtplanung bewusst keine Schutzstreifen in geschwindigkeitsreduzierten Bereichen mehr ein. Außerdem konnte in Bezug auf Mischverkehrslösungen auch kein erhöhtes Sicherheitsrisiko für den Radverkehr nachgewiesen werden. Durch die Geschwindigkeitsreduktion sind Radfahrerinnen und Radfahrer meist schneller als PKWs.

 

 

Frage (Herr Weiberg): Im Rahmen der Umbaumaßnahmen und Arbeiten am Kanal werden vermutlich sehr viele Bäume fallen. Wie soll beispielsweise Hitzeschutz gewährleistet werden, bis neue Bäume ausreichend groß gewachsen sind?

 

Antwort (Herr Brandt): Der Untergrund war nicht Teil der Aufgabenstellung. Der prämierte Entwurf ist allerdings so robust, flexibel und modular, dass er in der Lage ist auf diese Herausforderung zu reagieren.

 

Antwort (Wegener): im Laufe der Planung wird es außerdem weitere Informationsveranstaltungen geben, in denen über den Stand der Dinge informiert wird.

 

 

Es folgt eine Sitzungspause (20:58 Uhr bis 21:17 Uhr).