Vorsitzender Kaplan erläutert den Anwesenden, er habe von Johannes Hartmann und Mehmet Turan erfahren, dass das IZF die DITIB Friedberg vom Internationalen Spielefest ausschließen wolle. Begründung sei, dass die DITIB Erdogans Politik in der Türkei unterstütze.

 

Die Ausländerbeiratsmitglieder vertreten jedoch die Auffassung, dass die Friedberger Moschee, die dem Dachverband DITIB angehöre, politisch neutral sein müsse, sie sei sogar dazu verpflichtet, keine politisch motivierten Predigen abzuhalten. Die Freitagspredigen seien für alle der DITIB angehörenden Moscheen gleich und könnten im Internet abgerufen werden, sogar auf Deutsch.
(Anm.: http://www.ditib.de -> Freitagspredigt)

 

Es sei nachzuweisen, wo und wie sich die DITIB falsch und/oder undemokratisch verhalten habe. Dafür gebe es keine Anhaltspunkte, jedenfalls nicht in Friedberg.

Die DITIB habe vom ersten Fest an teilgenommen. Auch der Ausländerbeirat habe das Fest von Anfang an unterstützt.

Die IZF und der Ausländerbeirat seien bisher immer liberal gegenüber allen Spielefest-Teilnehmern eingestellt, auch gegenüber Organisationen, die sogar der PKK-Terrororganisation nahestanden bzw. nahestehen. Die Veranstalter hätten einmal Bilder des inhaftierten PKK-Führers Abdullah Öcalan am Stand eines Vereins abhängen lassen müssen. Aber sogar solche Organisationen wären vom Ausländerbeirat geduldet worden. Politische Symbole seien am Spielefest nicht erwünscht.

 

Diese Tradition breche das IZF, wenn es die DITIB jetzt ausschließe. Bei einer tatsächlichen Ablehnung der Teilnahme der DITIB werde er zur Abstimmung stellen, dass der Ausländerbeirat seine organisatorische und finanzielle Unterstützung des Festes einstellen solle.

Hartmann erklärt, dass er als Schriftführer eigentlich nicht als Partei an einer inhaltlichen Diskussion teilnehmen dürfe und tritt aus seiner Rolle als Schriftführer heraus.

Er erklärt, es gebe tatsächlich diese Diskussion im IZF, eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Erdogans Politik würde in der türkischen Community zu Spaltung und Hass bis in Familien hinein führen. Viele DITIB Mitglieder würden diese Politik voll unterstützen und die DITIB werde vom türkischen Staat mit finanziert und stehe damit in einem Abhängigkeitsverhältnis.

Das Spielefest sei ein friedliches Fest und würde durch eine Teilnahme der DITIB in seinen Zielsetzungen gestört. Weiter würden die türkischen Minderheiten hier in Deutschland durch die Erdogan unterstützende Mehrheit daran gehindert, ihre demokratischen Rechte wahrzunehmen und hätten Angst, in die Türkei zu reisen, weil sie dort Verhaftung und Inhaftierung befürchten müssten. Weiter werde dort die Opposition sowie die freie Presse unterdrückt und inhaftiert und Erdogan sei mit Unterstützung von vielen DITIB Mitgliedern auf dem Weg in eine Diktatur. Er beruft sich auf die Satzung des IZF:

„Oberstes Ziel der Arbeit von Internationales Zentrum Friedberg  ist die Förderung internationaler Gesinnung, der Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und des Völkerverständigungsgedankens sowie die Förderung der Hilfe für politisch, rassisch oder religiös Verfolgte.“  Damit sei die Politik Erdogans und seiner Anhänger nicht vereinbar.

 

Die Auffassung von Herrn Hartmann stößt auf völliges Unverständnis bei den Ausländerbeiratsmitgliedern. Einstimmig herrscht die Auffassung, dass die Politik der Türkei eine innerpolitische Angelegenheit der Türkei bleiben müsse und keine Auswirkungen auf das Spielefest haben dürfe, zumal das Spielefest für Völkerverständigung, für die Überwindung von Berührungsängsten und ein fröhliches Zusammensein der Friedberger mit den unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen stehe. Eine Ausgrenzung sei moralisch nicht vertretbar und auch mit den Zielsetzungen des IZF absolut nicht vereinbar.

DITIB sei zwar der Dachverband, zu der die Friedberger Moschee angehöre, die Moschee in Friedberg werde aber nicht vom türkischen Staat finanziert und stehe damit nicht in einem finanziellen Abhängigkeitsverhältnis. Lediglich die Imame (Vorprediger) würden von der DITIB abgesandt.

Auch falsch wäre, dass viele DITIB Mitglieder diese Politik voll unterstützen würden. Die DITIB-Moschee sei keine Parteiorganisation, sondern ein Gemeindezentrum, wo Muslime ihre Religion praktizieren könnten (Religionsgemeinschaft) und dem unabhängig von der politischen Orientierung alle Gläubigen angehören könnten.

 

Es folgt eine sehr emotionale Diskussion, in der deutlich wird, dass die meisten Mitglieder des Ausländerbeirates heftige Kritik am IZF üben, das mit einer solchen Entscheidung selbst intolerant werde.

Zum Ende der Diskussion tritt Hartmann wieder in die Rolle des Schriftführers ein.

Der Ausländerbeirat diskutiert, in diesem Jahr keine personelle und finanzielle Beteiligung am Internationalen Spielefest zu beschließen. Als Hartmann sagt, die Entscheidung im IZF sei noch nicht gefallen, wird einstimmig entschieden, einen solchen Beschluss jetzt noch nicht zu fassen. Es wird aber klar gemacht: Wenn das IZF den Ausschluss der DITIB beschließt, beteiligt sich der Ausländerbeirat nicht am Internationalen Spielefest.