Sitzung: 22.02.2018 Stadtverordnetenversammlung
Vorlage: 16-21/0571
Anfrage:
1.
Auf welchen Aufgabenfeldern der Stadt Friedberg
sind seit Jahren 2013 Prüfungen einer möglichen Vorteilhaftigkeit
interkommunaler Zusammenarbeit vorgenommen worden?
2.
Welche Ämter, Eigenbetriebe und ggf. externe
Stellen waren an den Prüfungen jeweils beteiligt, in Bezug auf welche weiteren
Kommunen als potenzielle Kooperationspartner wurden die Prüfungen durchgeführt
und in welchen Zeitraum haben sie stattgefunden?
3.
Was waren jeweils die Ergebnisse der Prüfungen?
4.
Welche Umsetzungsmaßnahmen zur Erweiterung der
interkommunalen Zusammenarbeit wurden mit welchen Kommunen seit Juni 2013
ergriffen, auf welchen Aufgabenfeldern, in welcher Rechts- und/oder
Organisationsform und wann?
5.
Welche weiteren Prüfungen und ggf.
Umsetzungsmaßnahmen sind kurzfristig (2018) und mittelfristig
(Finanzplanungszeitraum) vorgesehen?
Bürgermeister Antkowiak beantwortet die Anfrage wie folgt:
1.
Auf welchen
Aufgabenfeldern der Stadt Friedberg sind seit Jahren 2013 Prüfungen einer
möglichen Vorteilhaftigkeit interkommunaler Zusammenarbeit vorgenommen worden?
Seit meinem Amtsantritt im letzten Jahr habe
ich mich umgehend mit dem Thema Interkommunale Zusammenarbeit befasst. Wir
vertreten hier die gleiche Meinung, dass ein erhebliches Einsparpotential,
gerade im Bereich Beschaffung, langfristig für unsere Kommune von Vorteil sein
wird.
Der Magistrat der Kreisstadt Friedberg hat
in seiner Sitzung am 11.12.2017 einen Grundsatzbeschluss IKZ im Bereich
„Vergabe und /oder Beschaffung“ gefasst und die Verwaltung beauftragt, weitere
Vorbereitungsmaßnahmen zu prüfen.
Bereits 2016 hat die Stadt Büdingen
angeregt, eine zentrale Vergabestelle im Wetteraukreis aufzubauen. Dieses wurde
2017 vom Wetteraukreis abgelehnt. Bei zwei weiteren Terminen in Büdingen, bei
denen die Stadt Friedberg vertreten war, wurden zwei kreisfremde
Vergabestellen, die des Landkreises Darmstadt-Dieburg und die des Landkreises
Groß-Gerau, präsentiert.
Ob wir einem IKZ „Beschaffung“ in Büdingen,
Darmstadt oder Groß-Gerau mit betreten, ist derzeit noch offen.
Im Bereich „Energie-Einsparung“ ist die
Stadt Friedberg im letzten Jahr dem k.e.n.o.-Netzwerk (dem Kommunalen
Energieeffizienz-Netzwerk Oberhessen) beigetreten. Hier sind 12 Gemeinden plus
die Kreise Wetterau, Volgelsberg und Gießen durch die ZOV vertreten.
Mittlerweile hat das Netzwerk seine Arbeit aufgenommen und mit der Erstellung
der ersten Regeln und Vorgaben, wie (a) Erstellung der Energiebilanz, (b)
Analyse der Energiebilanz und Bewertung des Effizienzniveaus, (c)
Identifikation von Energieeinspar-potentialen und Ableitung von
Effizienzmaßnahmen begonnen. Die Definierung und Formulierung weiterer
Einsparziele steht noch aus.
Ein Förderantrag beim Kompetenzzentrum für
interkommunale Zusammenarbeit (kikz) wurde gestellt.
2.
Welche Ämter,
Eigenbetriebe und ggf. externe Stellen waren an den Prüfungen jeweils
beteiligt, in Bezug auf welche weiteren Kommunen als potenzielle
Kooperationspartner wurden die Prüfungen durchgeführt und in welchen Zeitraum
haben sie stattgefunden?
Alle Ämter und Eigenbetriebe sind
mittlerweile mit der Prüfung beteiligt.
Ordnungsamt:
Im Bereich der Ordnungsämter besteht seit
Jahren eine enge Zusammenarbeit. In regelmäßigen, von der Stadt Friedberg
initiierten, Sitzungen nehmen mittlerweile alle Kommunen des Wetteraukreises
teil. Ich selbst durfte die letzte Sitzung im Friedberger Rathaus eröffnen und
die Teilnehmer begrüßen.
Bereits seit 2013 besteht ein Arbeitskreis
„Wohnungsnot“, an dem die Wetterauer Kommunen, der Kreis selbst, das Jobcenter
und die Diakonie teilnehmen.
Des Weiteren wurde im Wetteraukreis ein
Atemschutzgeräteverbund gegründet. Insbesondere unter den Feuerwehren Bad
Nauheim und Friedberg besteht seit Jahren eine enge Zusammenarbeit bei
Großeinsätzen und bei der gegenseitigen Sicherstellung des Brandschutzes. Auch
im Bereich der hauptamtlichen Gerätewarte besteht ebenfalls eine enge
Zusammenarbeit im Werkstattbereich.
Bauamt:
Das Bauamt arbeitet mit der Stadt Bad
Nauheim im Bereich Winterdienst zusammen. Die Stadt Friedberg bezieht von der
Stadt Bad Nauheim die Sole für den Winterdienst
Entsorgungsbetriebe:
Mit mehreren Gemeinden wird unter der
Federführung des Wetteraukreises die zukünftige Verwertung von Klärschlämmen
unter dem Titel „Zukunft des Wetterauer Modells ab 2018“ neu geregelt.
Hauptamt:
-
die Frauenbeauftragten der Städte Friedberg
(Hessen), Bad Nauheim und Karben arbeiten interkommunal mit dem Fachdienst
Frauen und Chancengleichheit des Wetteraukreises zusammen und führen auch
gemeinsame Veranstaltungen durch
-
Die Städte Bad Nauheim, Butzbach und Friedberg
(Hessen) haben am 08.02.2013 eine Vereinbarung über die Interkommunale
Zusammenarbeit auf Grundlage des § 1 Absatz 5 der Hessischen Verordnung zur
Ausführung des Personenstandsgesetzes abgeschlossen.
-
Im Bereich des Bürgerservice findet seit dem Jahr
2012 auf Initiative der Stadt Friedberg (Hessen) ein regelmäßiger
Erfahrungsaustausch der Mitarbeiter der Bürgerbüros und Meldeämter des
Wetteraukreises wechselnd in verschiedenen Kommunen statt
-
Es besteht eine öffentlich-rechtliche Vereinbarung
über den Regelbetrieb im Rahmen einer interkommunalen Zusammenarbeit mit der
Stadt Frankfurt am Main bezüglich Behördennummer D115. Die Stadtverwaltung
Friedberg (Hessen) stellt die für die Erbringung des telefonischen Service erforderlichen
Informationen (Wissensmanagement – auf der Basis des Hessen-Finders) dem
Servicecenter der Stadt Frankfurt am Main zur Verfügung. Das Haupt- und
Personalamt war mit dem Service der D115 der Stadt Frankfurt sehr zufrieden und
daher an einer Fortsetzung der Kooperation interessiert.
-
Die Verwaltungen der Städte Friedberg (Hessen), Bad
Nauheim, Bad Vilbel, Friedrichsdorf, Karben, Nidda und ggf. Erlensee erarbeiten
derzeit eine Vereinbarung über eine Interkommunale Zusammenarbeit auf dem
Sektor IT. Gegenstand dieser Vereinbarung ist die Vertiefung und Erweiterung
der am 15.02.2012 erstmals in Bad Vilbel durchgeführten
verwaltungsübergreifenden Interkommunalen Zusammenarbeit.
Amt für soziale und kulturelle Dienste und
Einrichtungen:
-
Zusammenarbeit mit dem Sportkreis Wetterau
-
Seit 2018 ist die Stadt Friedberg Gesellschafter
der TourismusRegion Wetterau
-
Mitglied der KulturRegion FrankfurtRheinMain und
Mitarbeit in allen Arbeitsgruppen
-
Zusammenarbeit mit Wirtschaftsförderung Wetterau,
Stadtmarketing und Friedberg Hat´s
-
Gemeinsame Veranstaltungen/Projekte der
Stadtjugendpflege mit Bad Nauheim (z. B. Sparkling Vibes)
-
Ein Informationsaustausch bei einzelnen Projekten
und Entwicklungen findet mit den umliegenden Gemeinden/Städten jeweils
themenbezogen statt.
3.
Was waren jeweils
die Ergebnisse der Prüfungen?
Einsparungen /
Ergebnisse im Bereich Ordnungsamt:
Kosten für Ersatzbeschaffungen bei
Atemschutzgeräten und Einsparungen bei der Ersatzteilbeschaffung konnten durch
die Zusammenarbeit in fünfstelliger Höhe eingespart werden.
Im Bereich Bauamt:
Einsparungen beim Streusalzeinkauf. Die
gemeinsame Fahrzeugbeschaffung im Bereich Baubetriebshof wurde geprüft, aber
auf Grund der hohen zeitgleichen Einsatzzeiten wieder verworfen.
Im Bereich Entsorgungsbetriebe:
Durch die gemeinsame Verwertung von
Klärschlämmen können die deutlich gestiegenen Entsorgungskosten für die Stadt
Friedberg gemildert werden. Hier sind wir aber noch in der Prüfungsphase.
Im Bereich Hauptamt / IT:
-
Preisoptimierte Beschaffung von Software und
zusätzliche Kostenersparnis bei den nachfolgenden Workshops.
-
Projekt Passdrucker, Modellvergleich nach
Erfahrungswerten, Erfahrungsaustausch für den Praxiseinsatz, Kostenersparnis
bei Beschaffung und Installation.
-
Erfahrungsaustausch zum Einwohnermeldeprogramm
„emeld21“ für die Inbetriebnahme der Clients in Verbindung mit den
verschiedenen angeschlossenen Geräten, Aufwandsoptimierung bei Installationen
und Inbetriebnahmen.
-
Erfahrungsaustausch zum Dokumentenmanagementsystem,
Themengebiete Einstieg und Einsatzgebiete.
-
Erfahrungsaustausch zum Erwerb gebrauchter
Office-Lizenzen.
-
Erfahrungsaustausch zum Leasing von
Peripherie-Geräten.
-
Kooperation bei der Beschaffung der neuen
Bibliotheks-Software
-
Einladung eines externen Datenschutzbeauftragten,
Themengebiete Datenschutz und IT-Recht.
-
Erfahrungsaustausch zur Umstellung „eAkte21“.
-
Erfahrungsaustausch Software-Produkte.
-
Kooperation bei der gemeinsamen und
preisoptimierten Einrichtung für die Softwareverteilung „Citrix“.
-
Erfahrungsaustausch zum Thema Internetrichtlinien.
-
Erfahrungsaustausch zum Security-Test E-Learning.
-
Erfahrungsaustausch zum Thema Migration Windows 10.
-
Projektplanung „Schwachstellenanalyse 2019“.
4.
Welche
Umsetzungsmaßnahmen zur Erweiterung der interkommunalen Zusammenarbeit wurden
mit welchen Kommunen seit Juni 2013 ergriffen, auf welchen Aufgabenfeldern, in
welcher Rechts- und/oder Organisationsform und wann?
Die längste und auch intensivste
Zusammenarbeit haben wir mit der Stadt Bad Nauheim. Auch dem Umstand
geschuldet, dass die beiden Stadtspitzen neu gewählt sind, und wir seit 1976
einen gemeinsamen Schwimmbad-Zweckverband haben, arbeiten die beiden Städte auf
vielfältigen Bereichen, wie Feuerwehr bei der Sicherstellung des Brandschutzes,
beim Winterdienst durch die Nutzung der Sole, in der Jugendarbeit, und bei den
Stadtwerken bei Entwicklung von neuen Geschäftsfeldern zusammen und wollen auch
zukünftig die Zusammenarbeit vertiefen und ausbauen. Es gilt zu prüfen, in welchen
Bereichen die Zusammenarbeit noch verstärkt werden kann und laden andere
Kommunen zur Zusammenarbeit gerne ein.
Im Bereich der Gefahrenüberwachung gibt es
seit Jahren einen sogenannten Ordnungsbehördenbezirk durch einen
Zusammenschluss von mehreren Kommunen. Dieser wird von der Stadt Büdingen
federführend betrieben.
5.
Welche weiteren
Prüfungen und ggf. Umsetzungsmaßnahmen sind kurzfristig (2018) und
mittelfristig (Finanzplanungszeitraum) vorgesehen?
Im Bereich der Beschaffung von Dienst- und
Schutzkleidung ist eine weitere Kooperation mit anderen Städten und Kommunen
wünschenswert und wird geprüft.
Auch im Bereich der zwingenden Umsetzung der
eVergabe bei Beschaffungen spätestens ab 18.10.2018 oberhalb der
EU-Schwellenwerte (209.000,- EURO bei Liefer- oder Dienstleistungen) und ab
01.01.2019 (oder 01.01.2020) im nationalen Vergabebereich zumindest ab 25.000,-
EURO (gemäß dem Entwurf der Unterschwellenvergabeordnung des Landes Hessens)
müssen wir unsere Organisationsstruktur mit allen technischen Voraussetzungen
in diesem Bereich vorher neu aufstellen.
Abschließend möchte ich den Ämtern für die
Zusammenstellung der einzelnen Projekte danken.
Mit meiner Amtsübernahme im Januar habe ich
einen eigenen Bereich „IKZ“ im Verwaltungsgliederungsplan der Stadt Friedberg
aufgenommen, um diese vielfältige Arbeit zentral zu führen. Nun muss dieser
Bereich noch mit Leben gefüllt werden.