Sitzung: 06.02.2018 Ausschuss für Jugend, Soziales, Senioren, Sport und Kultur
Beschluss: zurückgestellt
Vorlage: 16-21/0485-1
Vorsitzende Pfannmüller verweist auf den vorliegenden Sachstandsbericht
der Verwaltung. Mitglied Güssgen-Ackva vertritt die Meinung, dass der
Antragstext „Einführung eines Sozialpasses“
heißen müsse.
Bürgermeister Antkowiak entgegnet, dass die Verwaltung lediglich den
exakten Text des Antrages der Fraktion Die Linke. übernommen habe.
Mitglied El-Fechtali berichtet zur Mitteilungsvorlage, dass das darin
genannte Bildungs- und Teilhabepaket keinen Passus zur direkten Förderung von
Ferienfreizeiten enthalte. Dort seien für Berechtigte lediglich 10 € pro Monat
frei verfügbar, die entweder für Vereinsmitgliedschaften oder für
Jugendfreizeiten genutzt werden könnten. Zudem sei die Regelung wohl auch in
den Bundesländern verschieden. Sie kündigt zudem an, der Verwaltung Unterlagen
zu übergeben, die dann dem Ausschuss zur Verfügung gestellt werden.
Amtsleiterin Böhmerl beantwortet sodann Ihre Fragen zum Kinderplaneten,
der als Gesamtangebot bereits durch die Stadt subventioniert werde und bei dem
bei finanziellen Schwierigkeiten der Eltern bisher immer eine Klärung mit den
zuständigen Stellen des Wetteraukreises erzielt werden konnte. Der Ausschuss
wünscht eine Aufstellung, wie die Gesamtfinanzierung des Kinderplaneten
inklusive der Einnahmen aussieht.
In Redebeiträgen der Ausschussmitglieder Wodarz-Frank, Wagner, Veith und
Güssgen-Ackva kommt zum Ausdruck, dass es bereits, wie in der
Mitteilungsvorlage der Verwaltung aufgezeigt wurde, zahlreiche Angebote und Ermäßigungsmöglichkeiten
gibt, durch die sich der Antrag eigentlich erledigt habe.
Stadtrat Fenske gibt zu bedenken, dass der SGB XII-Bezug aus seiner
Sicht bisher fehle. Dieser Personenkreis umfasse nicht nur die in der
Mitteilungsvorlage Aufgeführten, sondern noch weitere, die derzeit noch keinen
Rabatt erhalten. Man könnte den Ausweis der Friedberger Tafel nutzen, um den
Leistungsbezug nachzuweisen, ohne die Verwaltung damit zusätzlich zu belasten.
Eigentlich sei die Stadt nicht der richtige Adressat der Vorlage, trotzdem sei
die Vorlage wichtig und gut.
Amtsleiterin Böhmerl ergänzt, dass die Idee, den Tafel-Ausweis als
Legitimation zu benutzen, durch einfache Verwaltungsanordnung (ohne
Gebührensatzungsänderungen usw.) eingeführt werden könne.
Stadtverordneter Simmer erhält als Vorstandsmitglied der Friedberger
Tafel e.V. das Wort und erläutert das System des Tafel-Ausweises. Der Vorstand
der Tafel hätte mit diesem Vorschlag kein Problem, könne jedoch nicht
sicherstellen, dass abgelaufene Ausweise nicht noch weiter benutzt werden, da
die Ausweise nach entsprechender Prüfung des Sozialbescheides ausgehändigt
würden. Derzeit gebe es 1700 Ausweisinhaber, wovon 500 Kinder seien.
Stadtverordnete Elm-Gelsebach fragt nach, ob dies nur Friedberger Bürgerinnen
und Bürger seien, was Stadtverordneter Simmer verneint, man könne den Wohnort
aber anhand des auf dem Ausweis vermerkten Wohnsitzes überprüfen.
Mitglied El Fechtal gibt zu bedenken, dass nicht alle Bedürftigen auch
auf einen Tafel-Ausweis zugreifen können / wollen und das dadurch wieder nur
ein gewisser Personenkreis erfasst sei, was Ihr nicht weit genug gehe. Mit
einem Sozialpass wäre dies viel einfacher.
Mitglied Wagner vertritt die Auffassung, dass eigentlich die Jobcenter
eine solche kleine Karte / Sozialpass erstellen müssten.
Stadtrat Fenske gibt hierzu zu bedenken, dass es nicht nur eine
Anspruchsstelle / Sozialbehörde gibt, sondern beispielsweise den Wetteraukreis,
das Jobcenter, die Wohngeldstelle usw., daher fände er den pragmatischen
Vorschlag mit dem Tafel-Ausweis gut. Es sollten jedoch in den Preisermäßigungen
einiger städtischer Einrichtungen und dem Schwimmbad-Zweckverband noch
Berechtigte nach dem SGB XII und dem Asylbewerberleistungsgesetz aufgenommen
werden.
Mitglied Güssgen-Ackva plädiert auch dafür, diesen pragmatischen
Vorschlag zu nutzen, denn die Stadt erbringe bereits auch ohne Anträge viele
Leistungen und ermäßigte Leistungen. Die Menschen, die nicht zur Tafel gehen
wollen, würden aus seiner Sicht auch den zur Diskussion stehenden Sozialpass
aus Schamgefühl nicht nutzen.
Da nur der Sachstandsbericht auf der Tagesordnung stehe, nicht jedoch
der Ursprungsantrag, empfiehlt Mitglied Wagner, die Mitteilungsvorlage zur
Kenntnis zu nehmen und den Antrag im Ausschuss zu belassen, um der Fraktion Die
Linke. Zeit zu geben, den Antrag noch einmal in Gänze zu überdenken und
möglicherweise zurückzuziehen. Mitglied El Fechtali kündigt an, den Antrag
keinesfalls zurückzuziehen. Es entwickelt sich sodann ein Wortgefecht zwischen
einigen Ausschussmitgliedern und Stadtverordneten über die Haltbarkeitsdaten
der von der Friedberger Tafel e.V. verteilten Lebensmittel.
Stadtverordneter Cellarius erkennt in seinem Redebeitrag die
Zielrichtung des Antrages als richtig, die Kosten jedoch als unklar an. Auch
die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen wollten Teilhabemöglichkeiten der Ärmeren am
gesellschaftlichen Leben in der Stadt. Die Verwaltung solle daher auch die
kulturellen Veranstaltungen in der Stadthalle und den Stadtbus in diesem
Zusammenhang einmal beleuchten.
Stadtrat Fenske unterbreitet den Vorschlag, die Gesamtthematik aufgrund
der vielfältigen heutigen Anregungen zunächst noch einmal im Magistrat zu
beraten und die Idee der Anerkennung des Ausweises der Friedberger Tafel zum
Erhalt von Sozialermäßigungen in einer neuen Vorlage zu behandeln.
Der Ausschuss nimmt die Mitteilungsvorlage zur Kenntnis und stimmt
diesem Vorschlag einmütig und ohne Abstimmung zu.