Sitzung: 02.02.2012 Haupt- und Finanzausschuss, Ortsbeirat des Stadtteils Kernstadt, Ausschuss für Bauwesen, Planung, Umwelt und Konversion
Gremium: Haupt- und Finanzausschuss, Ortsbeirat des Stadtteils Kernstadt, Ausschuss für Bauwesen, Planung, Umwelt und Konversion
Bürgermeister Keller erläutert anhand einer
tabellarischen Übersicht die Stellungnahme der Verwaltung zu den zahlreichen Anregungen
der Bürgerschaft, die in folgende Themenbereiche gegliedert wurden:
1.
Weniger Verkehr auf der Kaiserstraße,
Nutzungsstruktur
2.
Radverkehr
3.
Gestaltung Kaiserstraße, Platzcharakter
4.
Elvis-Presley-Platz
5.
Parken
6.
ÖPNV
7.
Sonstiges
Die Stellungnahme wird während der
Sitzungspause an alle Anwesenden verteilt. Den Mitgliedern der beiden
Ausschüsse und des Ortsbeirats Kernstadt ist diese am Tag vor der Sitzung vorab
zugegangen.
Eine Aufstellung mit den Anregungen zum
Themenkomplex „Bäume“ aus der Bürgerversammlung ist den Ausschussmitgliedern und
den Mitgliedern des Ortsbeirats Kernstadt zusammen mit der o. g. tabellarischen
Übersicht ebenfalls am Vortag der Sitzung zugegangen. Diese Aufstellung wird
auf Wunsch des Magistrats in der Sitzung noch nicht präsentiert und an die
weiteren Teilnehmer verteilt, da seitens des Magistrats noch weiterer
Prüfungsbedarf besteht und eine gesonderte Erörterung dieses Themenbereichs zu
einem späteren Zeitpunkt vorgesehen ist.
2.
Präsentation des Entwurfskonzeptes vom Friedberg
Forum
Der Sprecher des Friedberg
Forum, Herr Durchdewald, stellt zunächst die beteiligten Mitglieder vor und
betont, wie wichtig eine breite Beteiligung der Bürgerschaft und ihrer
Interessensvertretungen bei diesem Projekt ist. Die Käuferstruktur werde sich
durch das Internet in den nächsten Jahren weiter verändern, und um
frequenzbringende Geschäfte in der Innenstadt anzusiedeln sei es erforderlich,
attraktive Flächen und Plätze für Gastronomie, Kultur etc. zu schaffen.
Daraufhin präsentiert Architekt
Kölsch das Konzept des Friedberg Forum zur Umgestaltung der Kaiserstraße, das
auf der Homepage www.kaiserstrasse-friedberg.de, zur Verfügung steht.
Abschließend regt er an, die EU-Fördertöpfe
durch einen Fachmann für Fördermaßnahmen auf weitere mögliche Zuschüsse
überprüfen zu lassen.
3.
Information des Stadtbauamtes-Tiefbauabteilung zum
Abwassernetz der Kaiserstraße
Herr Dipl.-Ing. Kolckhorst informiert anhand
von Lageplänen, Luftbildern und Schadensdokumentationen über die Kanalisation
auf der Kaiserstraße und die Auswirkungen von Wurzelwuchs auf die
Leitungsnetze. Er erläutert die in den nächsten Jahren aus Sicht der
Tiefbauabteilung zwingend erforderliche Sanierung der rd. 100 Jahre alten
Abwassersammelleitungen und verweist auf die gleichzeitige Sanierung der Abwasseranschlussleitungen
im öffentlichen Bereich. Die Zahl der defekten Hausanschlüsse wird in Anlehnung
an die Überprüfung der Anschlussleitungen in der Ortsdurchfahrt Ockstadt auf
ca. 70 - 80 % geschätzt.
4.
Diskussion mit Beteiligung der anwesenden
Bürgerinnen und Bürger
Die Ausschussvorsitzenden und der
Ortsvorsteher des Stadtteils Kernstadt stellen gemäß § 33 (4) der
Geschäftsordnung der Stadtverordnetenversammlung und der Ausschüsse der Stadt
Friedberg vom 03. Mai 2002 den Antrag, die Öffentlichkeit
bei der Diskussion zu beteiligen.
Haupt- und Finanzausschuss
Abstimmungsergebnis:
Einstimmig
beschlossen |
Ja
9 Nein 0 Enthaltung 0 |
Ausschuss für Bauwesen, Planung, Umwelt und
Konversion
Abstimmungsergebnis:
Einstimmig
beschlossen |
Ja
9 Nein 0 Enthaltung 0 |
Ortsbeirat des Stadtteils Kernstadt
Abstimmungsergebnis:
Einstimmig
beschlossen |
Ja
11 Nein 0 Enthaltung 0 |
Zum Themenblock 1
„Weniger Verkehr auf der Kaiserstraße, Nutzungsstruktur“
Haupt- und Finanzausschussmitglied Bansemer
kritisiert die vom Friedberg Forum vorgesehenen Kreisel, da sie zwar sinnvollerweise
die Durchgangsstraße unterbrechen, aber gleichzeitig auch einen höheren
Parkplatzsuchverkehr auslösen und damit mehr statt weniger Verkehr bedeuten
würden.
Zum Themenblock 2
„Radverkehr“
Herr Kretschmer befürchtet als Friedberger
Bürger, dass die geplanten Radfahrerschutzstreifen als optische Verbreiterung
der Straße wahrgenommen und -wie in der Saarstraße- von den Autofahrern als
Mehrzweckspur bzw. Kurzzeitparkplätze missbraucht werden könnten.
Weiterhin regt er an, als eine Variante auch
über den Verzicht der Fördermittel nachzudenken, sofern dafür eine weniger
verkehrslastige Planung zum Wohle der Friedberger Bürger möglich werde.
Zum Themenblock 3
„Gestaltung Kaiserstraße, Platzcharakter“
Haupt- und Finanzausschussmitglied
Uebelacker findet es einen positiven Ansatz des Friedberg Forums, statt einer
Allee, die die Straße optisch nachteilig in zwei Seiten trennt, den
Platzcharakter auf der Kaiserstraße zu stärken.
Danach bemängelt er, dass der zentrale
Themenkomplex „Bäume“ der Bürgerversammlung von der Verwaltung bislang nicht
ausreichend gewürdigt wurde.
Diese Auffassung unterstreicht Herr
Schmalfuß von der Initiative „Pro-Baum“ energisch und erinnert an die 3.500
Unterschriften gegen die Fällung der Bäume.
Bürgermeister Keller stellt klar, dass die
Bäume in Punkt 11 der Stellungnahme der Verwaltung aufgegriffen wurden und
derzeit alle zu berücksichtigenden Aspekte zusammengestellt werden. In naher
Zukunft werde es eine gesonderte Stellungnahme zu diesem bedeutsamen
Themenkomplex geben.
Im Verlauf der kontroversen Diskussion
versichern die Vorsitzenden Götz und Weitzel, dass eine Liste mit den
Anregungen zum Themenkomplex „Bäume“ aus der Bürgerversammlung den Ausschussmitgliedern
und den Mitgliedern des Ortsbeirats Kernstadt direkt zugegangen ist, die keine
Vorfestlegung enthält. Nach Gewichtung der einzelnen Argumente müsse in
Abwägung der Belange unterschiedlichster Nutzungen der Kaiserstraße ein Konzept
erarbeitet werden.
Haupt- und Finanzausschussmitglied Bansemer
regt an zu prüfen, ob es nicht wirtschaftlicher sei, die beiden Sammelkanäle
durch einen Kanal in der Straßenmitte zu ersetzen.
Bürgermeister Keller gibt zu bedenken, dass
dies erhebliche Änderungen an den Hausanschlüssen zulasten der Hauseigentümer
sowie einen Aufbruch der sanierten Fahrbahn zur Folge haben würde.
Als betroffener Geschäftsinhaber appelliert
Herr Marel an die Hausbesitzer, die Mieten in einem vernünftigen Rahmen zu belassen,
da eine bauliche Veränderung allein nicht ausreichend sei. Gleichzeitig spricht
er sich dafür aus, die Bäume so weit weg wie möglich von den Fassaden zu
pflanzen, da der Saft der Linden im und vor den Geschäften alles verklebten.
In diesem Zusammenhang teilt Bürgermeister
Keller mit, dass derzeit über die Ausweitung der Sanierungsmittel zur Förderung
von Sanierungsmaßnahmen bei Geschäften und Gaststätten nachgedacht wird.
Zum Themenblock 4
„Elvis-Presley-Platz“
Herr Frank führt als Friedberger Bürger aus,
dass durch die Umgestaltung eine Reduzierung des täglichen Verkehrsaufkommens
von rd. 13.000 Fahrzeugen auf den tatsächlichen Quell- und Zielverkehr erreicht
werden müsse. Er bezweifelt, ob dieses Ziel mit zwei stadtbildprägenden
Kreisverkehrsplätzen erreicht werden kann.
Nach Auffassung von Herrn Durchdewald soll
gerade durch die skizzierten Kreisel der Verkehr gebremst und insbesondere
nachts die Verkehrssicherheit erhöht werden. Des Weiteren spricht er sich dafür
aus, den Schwerlastverkehr generell zu untersagen.
An der Planung des Friedberg Forums
kritisiert Haupt- und Finanzausschussmitglied Uebelacker die zusätzlich
eingeplanten Parkplätze auf dem Elvis-Presley-Platz. Es sei kontraproduktiv,
auf einem Platz zum Verweilen bzw. einem Eventplatz städtischen Raum den
Fußgängern wegzunehmen.
Herr Durchdewald stellt klar, dass der
Eventcharakter keineswegs in Frage gestellt werde. Vielmehr solle durch die
flexible Stadtraumgestaltung erreicht wird, die Parkplätze relativ leicht für
andere Nutzungen sperren zu können.
Haupt- und Finanzausschussmitglied Bansemer
schlägt vor, die Wolfengasse für den Autoverkehr zu sperren, um weniger Verkehr
von den Seitenstraßen auf die Kaiserstraße zu führen. Die Wolfengasse könne den
Platzcharakter des Elvis-Presley-Platzes bis zur Stadtkirche ergänzen bzw.
fortführen, um weitere attraktive Flächen vor der Stadtkirche z. B. für den
Wochenmarkt zu schaffen.
Zum Themenblock 5
„Parken“
Herr Kretschmer schlägt vor, eine
„Kiss-and-Go-Zone“ für den Hol- und Bringverkehr der Kunden einzurichten.
Zum Themenblock 6
„ÖPNV“
Auf Nachfrage von Bauausschussvorsitzendem
Weitzel bestätigt Architekt Kölsch, dass beim
Konzept des Friedberg Forums das Wenden der Busse an der Burg trotz Verlagerung
der Haltestellen berücksichtigt wurde.
In diesem Zusammenhang weist Prof. Dr. von
Mörner vom beauftragten Planungsbüro ausdrücklich darauf hin, dass die
geplanten Kreisverkehrsplätze im Widerspruch zum vorhandenen Busverkehr stehen.
Zum Themenblock 7
„Sonstiges“
Herr Engisch fragt
nach einem groben Zeitplan für das weitere Verfahren.
Bürgermeister Keller führt aus, dass es Ziel
sei, nun eine abschließende Beschlussvorlage zum Entwurfskonzept Kaiserstraße zu
erarbeiten und bis zu den Sommerferien der Stadtverordnetenversammlung zur
Beratung vorzulegen. Im Jahr 2013 solle mit der Umgestaltung des
Elvis-Presley-Platzes begonnen werden.
Abschließend bedankt sich Vorsitzende Götz
ausdrücklich beim Friedberg Forum für die mit viel
Engagement geleistete professionelle Arbeit
sowie bei den anwesenden Gremienmitgliedern und Bürgerinnen und Bürger für ihre
aktive Beteiligung an der Diskussion und schließt die Sitzung.